Worber Post, Ausgabe 10/2020 - Sandra Büchel

Avatar of SP Worb SP Worb - 22. October 2020 - Zeitungsartikel

Das Ziel des Frauenstimmrechts

Vom ersten Vorstoss im eidgenössischen Parlament bis zur Einführung des Frauenstimmrechts vergingen fast 100 Jahre. Bereits während des Landesstreiks von 1918 war dies nämlich eine zentrale Forderung der Arbeiterschaft.

Die erste eidgenössische Volksabstimmung zur Einführung des Frauenstimmrechts 1959, endete mit einem NEIN von 66% der männlichen Stimmberechtigten. Es war sogar "ein Bund der Schweizerinnen gegen das Frauenstimmrecht" aktiv geworden. Nur in den Westschweizer Kantonen Neuenburg, Genf und Waadt gab es eine JA-Mehrheit. Die JA-Parole hatten die SP, der Landesring und die Partei der Arbeit (PdA) beschlossen.

Die Schweiz wird oft und gerne als "die Wiege der Demokratie" bezeichnet. Dabei wird aber die Tatsache vergessen, dass es den Schweizerinnen vor 1971 verwehrt war, an politischen Prozessen auf eidgenössischer Ebene teilzunehmen. Bis zur Einführung des Frauenstimmrechts in allen Kantonen vergingen dann noch weitere 20 Jahre. Es bedurfte eines Bundesgerichtsentscheides, dass Appenzell Innerrhoden, als letzter Kanton, 1990 das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene einführte

Viele Länder, die aus westlicher Sicht rückständig und mit grossen Demokratiedefiziten behaftet sind, führten das Frauenstimmrecht früher ein als die Schweiz. Die Türkei beispielsweise 1934 und Afghanistan 1964.

Heute rund 50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts, sind wir noch nicht sehr viel weiter. Die Statistiken über Erwerbsmodelle in Paarhaushalten mit Kindern, Frauen in Führungsfunktionen, die alleinerziehenden Mütter in der Armutsfalle, die schäbigen Mutter- und Vaterschaftsurlaubs-Regelungen und die ungleiche Entlöhnung für gleiche Arbeit: all das spricht eine deutliche Sprache.

Wir Frauen üben uns noch zu oft im Nasenrümpfen über unsere Geschlechtsgenossinnen, die sich aktiv in all diesen rückständigen Themen einsetzen. Wir stehen uns gegenseitig im Weg, machen uns den Platz streitig, weil wir oft "Zicken" sind und noch nicht begriffen haben, dass wir damit vorab uns Frauen selber schaden.

Erst wenn Frauen konsequent Frauen wählen respektive fördern, werden wir in Politik und Wirtschaft den Frauenanteil haben, den wir brauchen, um unsere Themen ein- und weiterzubringen. Ergreifen wir doch in Worb die Gelegenheit, welche sich uns jetzt mit den Gemeindewahlen bietet. Wenn die 4221 stimmberechtigten Frauen von Worb konsequent Frauen wählen, können wir in Worb viel bewegen.

Sandra Büchel
Präsidentin SP Worb
Kandidatin für das Gemeindepräsidium

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